Konrad Lorenz
Konrad Zacharias Lorenz wuchs als jüngerer Sohn von Adolf und Emma Lorenz in Altenberg bei Wien auf. Während seines Medizinstudiums an der Universität Wien arbeitete er bereits zu Themen der vergleichenden Anatomie und begann am Grundstück der Familienvilla in Altenberg verschiedene Tiere zu halten und eigene Tagebücher über seine Beobachtungen an diesen Tieren zu führen. Nach der Promotion zum Doktor der Medizin (1928) studierte Lorenz Zoologie, wobei er sich weniger für die (damals vorherrschende) morphologische Forschung, sondern für die (damals universitär nicht existente) Forschung am Verhalten und ‚Seelenleben‘ von Tieren interessierte. Hierbei wurde er von namhaften Wiener Psychologen (Karl Bühler, Egon Brunswick) und deutschen Ornithologen (Oskar Heinroth, Erwin Stresemann) beeinflusst bzw. unterstützt. Die meisten seiner konzeptionellen Würfe gehen auf diese Frühphase seiner Arbeiten zurück. Nach seiner Promotion (1931) führte er seine neuartig integrativen Studien zwischen Anatomie, Zoologie und Psychologie zunächst am II. Anatomischen Institut als Assistent seines Förderers Ferdinand Hochstätters durch, ab 1935 unbezahlt am II. Zoologischen Institut sowie in seiner privaten Forschungsstation in Altenberg. Nach seiner Habilitation (1937) lehrte Lorenz als Privatdozent an der Universität Wien (bis 1940), eine längerfristige Anstellung blieb ihm in Österreich jedoch verwehrt.
Durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (1938) erhoffte sich Lorenz bessere Karrierechancen. Er stellte im selben Jahre einen Antrag für die Aufnahme in die NSDAP, was ihm letztlich eine ordentliche Professur für Psychologie an der Universität Königsberg in Ostpreußen ermöglichte (1940). In dieser Zeit verfasste er auch zwei Artikel über Domestikationserscheinungen, die dem Zeitgeist entsprachen und in der er eine Terminologie verwendete, die zum nationalsozialistischen Regime passte. Bereits ein Jahr später erfolgte jedoch seine Einberufung in die Wehrmacht und weitere drei Jahre später gelangte er in sowjetische Kriegsgefangenschaft (1944-1948). Während dieser Zeit verfasste er die Grundzüge seiner erkenntnistheoretischen Arbeiten (z.T. auf alten Papiersäcken).
Nach seiner Rückkehr nach Österreich begann Lorenz sofort mit dem Aufbau von Forschungsstrukturen. Als ‚Minderbelasteter‘ durfte er auch wieder an der Universität Wien lehren. Im folgenden Jahr nahm er das Angebot der Max-Planck-Gesellschaft an, die Leitung einer neugegründeten Forschungsstelle für Vergleichende Verhaltensforschung in Buldern, Westfalen, zu übernehmen (1950-1957). In einem weiteren Schritt wurde er Mitbegründer und Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen (1961-1973). Nach seiner Pensionierung übersiedelte Lorenz seine Graugänse an die von ihm gegründete und nach ihm benannte Forschungsstelle in Grünau im Almtal, die bis zu seinem Tod von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1973-1989) getragen wurde und seither von einem Förderverein bzw. der Universität Wien geführt wird. Zudem initiierte er regelmäßige Diskussionsrunden in Altenberg, in denen er gemeinsam mit seinem Jugendfreund Karl Popper und Rupert Riedl die evolutionäre Erkenntnistheorie entwickelte, die als Grundstein für das Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung gilt. In den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens setzte sich Lorenz verstärkt für Umwelt- und Naturschutz ein. Er war ein prominenter Verfechter gegen die Inbetriebnahme eines österreichischen Kernkraftwerkes und dem Bau eines Wasserkraftwerkes in der Hainburger Au. Konrad Lorenz starb am 27. Februar 1989 in Altenberg.
Text angelehnt an https://geschichte.univie.ac.at/de/personen/konrad-lorenz